360° Studie – Digitalisierung im Gesundheitsmarkt

von Viktoria Redl

360-Grad Studie –  Digitalisierung im Gesundheitsmarkt

Digitalisierung im Gesundheitsmarkt ist zu einem Schlagwort geworden. Was sich genau dahinter verbirgt wollte die deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) herausfinden und führte dazu eine Studie durch.

 

Entwicklungspfade der Digitalisierung

Zum Schlagwort Digitalisierung wurden zehn wesentliche Entwicklungspfade im Gesundheitsmarkt identifiziert:

Monitoring, Tracking und Datensammlung“: Mittels Wearables wie beispielsweise Fitnessarmbänder können Vitaldaten gemessen, gesammelt und ausgewertet werden. Diese Informationen können von den NutzerInnen auch an ÄrztInnen zur Verfügung gestellt werden.

Anwendungen rund um Medikation“: Mittels digitalem Management der Medikationseinnahme in Form von Apps kann die PatientInnenversorgung überwacht und optimiert werden.

Interaktive, webbasierte Lerninhalte“: Präventions- und Therapieangebote können über eCoaching-Lösungen als webbasierte, interaktive Lerninhalte zur Aufklärung oder Verhaltensänderung genutzt werden. Beispiele wären “Nichtraucher-Coach” oder “Burnout-Coach”.

Computergestützte Diagnostik und Therapie“: Abgeleitete Muster aus gesammelten PatientInnendaten in einer Datenbank können das Finden der geeigneten Behandlungsmethoden unterstützen.

Anwendungen mit direkter medizinischer Wirkung“: In der PatientInnenversorgung können auch digitale Anwendungen eingesetzt werden. Diese können orts- und zeitunabhängig genutzt werden. Zu den „Apps auf Rezept“ zählen zum Beispiel Teletherapie gegen Stottern.

Assistenzsysteme ärztlicher Leistungen“: Kommunikation und Datenaustausch zwischen ÄrztInnen und PatientInnen können mittels digitalen Assistenzsystemen wie einer Online-Sprechstunde, digitaler Terminvergabe oder Telemonitoring-Dienste unterstützt werden.

Internetbasierte Diagnostik“: Hautscreening per Foto oder ein Online-Check zur Einschätzung von Krankheitssymptomen können ÄrztInnen und PatientInnen eine medizinische Begutachtung und Diagnostik per Internet ermöglichen.

Digitale Vernetzung“: In Form von einer elektronischen Gesundheitskarte oder der Gesundheitsakte können patientInnenbezogene Daten der Anamnese, Diagnosen und Medikation einrichtungsübergreifend zusammengeführt werden.

Personalisierte Versorgungsangebote“: Durch die Digitalisierung können innovative Versorgungsangebote für personalisierte Medizin entstehen. Wie beispielsweise 3D Druck von Prothesen sowie individualisierte Medikamente und Labormedizin.

Community-Plattformen“: Arztbewertungsplattformen verschiedener Anbieter können Informationen zu einzelnen ÄrztInnen veröffentlichen. PatientInnen können auf diese Weise Informationen einholen und sich untereinander austauschen.

HeilberuflerInnen wurden über die Auswirkungen der Entwicklungspfade mit sechs Bewertungskriterien befragt:

  • Wie sehr wird diese Entwicklung Ihren beruflichen Alltag verändern?
  • Inwieweit wird diese Entwicklung Ihre Beziehung zu den PatientInnen verändern?
  • Inwieweit wird diese Entwicklung die bestehenden Strukturen der Gesundheitsversorgung verändern?
  • Inwieweit müssen Sie im Rahmen dieser Entwicklungen zusätzliche Investitionen tätigen?
  • Inwieweit werden Sie von der Entwicklung wirtschaftlich profitieren?
  • Wann wird sich diese Entwicklung in Ihrem beruflichen Alltag umsetzen?

Diese konnten mittels Skala von 1-10 beurteilt werden. Das Ergebnis ist ein 360-Grad-Blick, welcher die Perspektive der ÄrztInnen, ZahnärztInnen und ApothekerInnen und die Meinungen von ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis aufgreift.

 

Erkenntnisse aus der Studie

Zehnich schreibt zusammenfassend, dass die Digitalisierung von allen Marktakteuren als eine positive Entwicklung wahrgenommen wird. Man erhofft sich eine bessere medizinische Versorgung, eine transparentere Kommunikation sowie ein effizientes Datenmanagement. Vor allem deutsche HeilberuflerInnen zeigen eine hohe Sensibilität gegenüber den Möglichkeiten der Digitalisierung. Dennoch gibt es Bedenken. Vor allem Themen wie Datenmissbrauch, steigende Bürokratie- und Informationsflut sowie hohe Kosten werden als Nachteile angesehen.

Doch wenn jeder für sich die Vorteile der Weiterentwicklungen erkennt, können HeilberuflerInnen die Potenziale der Digitalisierung für sich und deren PatientInnen positiv nutzen.

 

 

Quellen:

Deutsche Apotheker- und Ärztebank (ApoBank)

Zehnich, D. (2017): Digitalisierung im Gesundheitsmarkt. Quo vadis? Spektrum der Dialyse. Vol. 07, Nr. 4, 12-13

 

 

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