Das Berufsbild von PflegeinformatikerInnen

von Renate Nantschev
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Das Berufsbild von PflegeinformatikerInnen

In den letzten 20 Jahren hat sich der Aufgabenbereich von Pflegenden im Bereich von Informations- und Kommunikationstechnologien als Reaktion auf die Bedürfnisse von Gesundheitsorganisationen massiv weiterentwickelt. Die Rollenverantwortung Pflegender in diesem Aufgabenbereich wurde dazu aber kaum bis gar nicht einheitlich definiert. Nutzen wir hier einmal die Gelegenheit uns einen Überblick über die Rollen und Schlüsselfunktionen sowie möglicher Berufsfelder von PflegeinformatikerInnen zu machen.

 

Definition von Pflegeinformatik

Vorab möchte ich hier gerne mit der Definition von Pflegeinformatik gemäß der American Nurses Association (ANA) beginnen: „Nursing Informatics (NI) is the specialty that integrates nursing science with multiple information and analytical sciences to identify, define, manage, and communicate data, information, knowledge, and wisdom in nursing practice. NI facilitates the integration of data, information, and knowledge to support nurses, consumers, patients, the interprofessional healthcare team, and other stakeholders in their decision-making in all roles and settings to achieve desired outcomes. This support is accomplished through the use of information structures, information processes, and information technology.” (American Nurses Association, 2015)

Hier die wichtigsten Punkte noch einmal auf Deutsch zusammengefasst:
1. Pflegeinformatik ist ein Spezialgebiet der Pflege (nursing science) kombiniert mit den Skills von Informations- und Analysewissenschaften.
2. Das Ziel von Pflegeinformatik ist, Daten, Informationen und Wissen der Pflegepraxis zu identifizieren, zu managen und zu kommunizieren.
3. Pflegeinformatik unterstützt die Integration von Daten, Information und Wissen, um Pflegekräfte, PatientInnen, das interprofessionelle Gesundheitsteam und andere Interessengruppen bei ihrer Entscheidungsfindung in allen Rollen und Situationen, um die gewünschten Outcomes zu erzielen.

 

Wissensmanagement und das Zusammenspiel von Daten, Information und Wissen

Die nachfolgende Grafik soll helfen das besser zu verstehen:

Auf der untersten Ebene befinden sich die Zeichen, diese bilden die Daten. Daten lassen sich messen, ordnen und strukturieren. Mittels Semantik werden die Daten (Aussagen) mit einer Bedeutung verknüpft und es kommt somit zur Information.
Mittels Informationen lassen sich zum Beispiel Problemzusammenhänge erklären und Ziele beschreiben.
Das Wissen entsteht dann auf der obersten Ebene der Wissenspyramide. Es entsteht aus der Verknüpfung von Information und Erfahrungen bzw. Fachkenntnissen.
In der Kernaufgabe der Pflegeinformatik geht es um die Synthese von Daten und Information zu Wissen, wobei Informationstechnologien diese Aufgabe wesentlich unterstützt.

 

Wesentlichen Grundsätze von PflegeinformatikerInnen

Die Pflegeinformatik befasst sich mit der Erstellung, Strukturierung, Speicherung, Bereitstellung, dem Austausch, der Interoperabilität und der Wiederverwendung von pflegerischen und klinischen Informationen entlang des Versorgungskontinuums.
Das Bestreben in der Pflegeinformatik ist, Informationsmanagement und Informationstechnologie für den Austausch von Daten, Informationen und Wissen zu gestalten, sowie die Nutzung von Daten- und Metadatenanalysen zur Schaffung von neuem Pflegewissen zu ermöglichen.
Pflegeinformatik unterstützt die Entscheidungsfindung von Pflegepersonal und anderen Fachkräften, um die PatientInnensicherheit in der Versorgung zu unterstützen.
Pflegeinformatik fördert die Datenintegration und den Zugang und Austausch von Gesundheitsdaten für alle VerbraucherInnen von Gesundheitsinformationen.
Pflegeinformatik integriert Informationsmanagement-Konzepte in die pflegerische Versorgung.
Pflegeinformatik befasst sich mit der Gewährleistung der Vertraulichkeit und Sicherheit von Daten und Informationen.
Pfleginformatik unterstützt die Entwicklung und Förderung nützlicher, innovativer Technologien, die die Praxis voranbringen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen (American Nurses Association, 2015).

 

Mögliche Berufsfelder und Aufgabenbereiche von PflegeinformatikerInnen

1. Im Bereich des gesamten „ICT life cycle management“. Darunter versteht man alle Aufgaben im Zusammenhang mit Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT). Dazu gehören beispielsweise die Prozess- und Systemanalyse und Bewertung. Die Systembeschaffung und Evaluierung, als auch die Unterstützung bei der Konfiguration des Anwendungsdesigns. Weiteres die Sicherstellung der Datennutzung und der Interoperabilität (z.B. Einführung standardisierter Pflegeterminologien), sowie die Schulung und fortlaufende Unterstützung der AnwenderInnen.

2. Im Bereich der „Verwertbarkeit von Gesundheitsinformationssystemen“ (Health System use). Hier geht es um die gesamte Datennutzung. An erster Stelle gehört zu diesem Aufgabenbereich die Sicherstellung der Datenqualität. Der gesamte Bereich der Datenanalyse, mit dem Ziel aus diesen Daten und Informationen neues Wissen zu generieren. Die Erstellung von Reports beispielsweise für die Pflegequalitätsentwicklung oder die Bereitstellung und Aufbereitung von Berichten im Bereich des Benchmarks. Sowie das gesamte Thema des Datenschutzes und alle ethischen Aspekte in diesem Zusammenhang.

3. Im Bereich des „Managements“ (Leitung Pflegeinformatik). Personen im Management übernehmen in der Regel die strategische und die operative Aufsicht für organisationsinterne aber auch nationale ICT-Lösungen (Informations- und Kommunikationstechnologie). International werden diese Berufsfelder oft mit Chief Information Officer, Director of Nursing Informatics oder Nurse Informatics Consultant bezeichnet. Das Konzept des Change Managements spielt dabei eine wesentliche Rolle in der Funktion eines leitenden Pflegeinformatikers. Es unterstützt die Umsetzung von ICT-Vision, -Strategie und -Lösungen. Die Aufgaben der leitenden PflegeinformatikerInnen umfassen aber auch die Beratung und Öffentlichkeitsarbeit, sowie die kompetente Vertretung in Interessengemeinschaften und der Gesundheitspolitik.

Weitere Berufsfelder für PflegeinformatikerInnen finden sich aber auch im Umfeld von Produktentwicklung, Verkauf und Support sowie in der Forschung und Lehre (Pamela Hussey & Margaret Ann Kennedy, 2021).

 

Quellen:

American Nurses Association. (2015). Nursing Informatics: Scope and Standards of Practice (2nd ed.). Silver Spring, MD: Nursesbooks.org .
Pamela Hussey, & Margaret Ann Kennedy. (2021). Introduction to Nursing Informatics (5th ed.). Springer International Publishing. https://doi.org/10.1007/978-3-030-58740-6

 

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