Ethik und E-Health Anwendungen

von Viktoria Redl

Ethik und E-Health Anwendungen

 

Professionelle Gesundheits- und KrankenpflegerInnen tragen durch die Interaktion mit PatientInnen eine ethische Verantwortung. Der ICN-Ethikkodex für Pflegefachpersonen stellt die Basis ethischen Verhaltens dar. Doch wie sieht es mit der ethischen Verantwortung der Pflege im Bereich der Digitalisierung und Nutzung von E-Health-Anwendungen aus?

 

Begriffsklärungen

Zu unterscheiden gibt es die „Informationsethik“ und die „digitale Ethik“. Auf Basis ethischer Grundsätze setzt die Informationsethik auf. Diese zählt als Bereichsethik und fokussiert auf Moral und Sitten der NutzerInnen sowie AnbieterInnen von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und internetbasierten Medien. Die digitale Ethik nahm in den letzten Jahren an Bedeutung zu. Zur Definition der digitalen Ethik wies Klösch auf eine Formulierung des deutschen Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) hin:

Digitale Ethik fragt nach dem guten und richtigen Leben und Zusammenleben in einer Welt, die von digitalen Technologien geprägt ist. Sie formuliert Regeln für das richtige Handeln in Konfliktsituationen, die von der Digitalisierung aufgeworfen werden, und beschäftigt sich mit dem gesellschaftlichen Konzept von Freiheit und Privatsphäre, von Solidarität und Gerechtigkeit. Als Teildisziplin der Moralphilosophie stellt sie nicht zwangsläufig neue ethische Maßstäbe auf, sondern übersetzt bestehende ethische Maßstäbe für eine digital geprägte Gesellschaft“ (Bundesverband Digitale Wirtschaft, 2019, S.4).

 

Ethische Sensibilisierung der Pflege in Bezug auf Digitalisierung

Durch die stets fortschreitende Digitalisierung im Pflege- und Gesundheitswesen ist eine Anpassung des Curriculums in der Grundausbildung unbedingt nötig. Ethik und Digitalisierung sollen von Beginn an fokussiert und bewusst gegenübergestellt werden. Klösch führt einen Auszug an zu thematisierenden ethikrelevanten Inhalten an: E-Health Literacy (digitale Gesundheitskompetenz), Statistik und Big Data, Aufbereitung von Studien, Datenschutz und Datensicherheit, Ethik im Kontext von E-Health-Anwendungen, Kategorisierung von E-Health-Anwendungen. Um das Grundverständnis der Pflegepersonen gegenüber Ethik und Digitalisierung zu schärfen, könnte auch das Portfolio in den Bereichen der Fort- und Weiterbildungen dementsprechend angepasst werden. Eine weitere Möglichkeit der Sensibilisierung wäre das Einbeziehen der Berufsgruppe bei Entwicklung ethischer Leitlinien. So wird das eigene Tun im Handlungsfeld der Digitalisierung reflektiert und potenzielle ethisch-digitale Konfliktfelder bewertet.

Es bedarf geeigneter Strategien, um Edukationsskills sowie die E-Health Literacy und das Technikverständnis der Pflegepersonen systematisch zu stärken.

 

E-Health Anwendungen bewusst einsetzen

Edukationsgespräche zu führen ist ein zentraler Bestandteil der professionellen Pflegepersonen. PatientInnen müssen über die einzusetzende E-Health-Anwendung adäquat aufgeklärt werden. Der Nutzen und die Art der Anwendung sind zu erklären . Auf Risiken ist zu hinzuweisen und jegliche Fragestellungen sind zu beantworten. Eine bewusste Entscheidung, ob eine E-Health-Anwendung eingesetzt wird, und welche passend erscheint, fällt ebenfalls in den Edukationsbereich. Hierbei steht die Schadensabwendung von PatientInnen im Mittelpunkt.

Der rasche technische Fortschritt gibt immer wieder neue Rahmenbedingungen vor und verschiebt die Schwerpunkte (z.B.: Apps, Gesundheitsportale, E-Learning-Applikationen). Daher bedarf es regelmäßiger Trainings, welche auf den jeweiligen Schwerpunkt ausgerichtet sind.

Der E-Health Literacy und Edukationsskills können ein hoher Stellenwert zugewiesen werden, da Pflegende potenziellen AnwenderInnen nur solches Wissen kommunizieren können, was sie selbst verinnerlicht haben. Ein gutes Technikverständnis kann unterstützen, die Reichweite von E-Health-Anwendungen zu begreifen und in Folge auch ethische Herausforderungen zu identifizieren.

 

Quelle: Klösch M. (2024) Digitalisierung im Pflege- und Gesundheitswesen. Grundlagen, Erfahrungen und Praxisbeispiele. Hogrefe Verlag. Bern

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