Modellierungen
Zur Modellierung von Organisationseinheiten, Prozessen und Systemen können unterschiedliche Techniken angewendet werden. Wir haben für euch die häufigsten Diagramme zusammengefasst.
Modellierung von Aufbauorganisationen
Die Aufbauorganisation beschreibt den vertikalen Informations- und Vorgabenfluss innerhalb eines Unternehmens. Organigramme werden in der Regel für diese Beschreibung herangezogen. Mit diesem Modell können Elemente der Aufbauorganisation und deren hierarchischen Beziehungen grafisch dargestellt werden. Die Beschreibung kann bis zu einzelnen Rollen, Stellen und Personen erfolgen. Je nach Modellierungsmethode und dessen Notation können die Grafiken unterschiedlich aussehen. Hierarchische Beziehungen können einfach hierarchisch (Einliniensystem) oder polyhierarchisch (Mehrliniensystem) sein.
Modellierung von Geschäftsprozessen
Unter Geschäftsprozesse oder einer Ablauforganisation eines Unternehmens fallen alle Aktivitäten, die in einem logischen und zeitlichen Zusammenhang stehen und zur Erfüllung von Unternehmensaufgaben beitragen. Methoden zur Geschäftsprozessmodellierung basieren auf der Darstellung von Grundkonstrukte und Kontrollstrukturen. Verbreitete Methoden zur Geschäftsprozessmodellierung:
- tabellarische Darstellung: die Folge von Aktivitäten und deren auslösenden Ereignissen sowie die dabei genutzten Anwendungssysteme können in einer einfachen Tabelle dargestellt werden
- Vorgangsketten: sind grafische Beschreibungen von Aktivitäten, der auslösenden und resultierenden Ereignisse, der ausführenden Rollen und der verwendeten Anwendungssysteme
- ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK): deren Basiselemente sind Aktivitäten und Ereignisse, welche jeweils die Aktivitäten auslösen, sie stellen abwechselnd Ereignisse und Aktivitäten dar, wobei jede EPK mit einem Ereignis beginnt und endet
- erweiterte ereignisgesteuerte Prozessketten (eEPK): diese ergänzen die EPK mit folgenden Beschreibungselementen: Rollen, das Anwendungssystem und verwendete Informationsträger
- UML-Aktivitätsdiagramm: Beschreibung von Prozesse und enthalten Aktivitäten, Sequenzen, bedingte Verzweigungen, Schleifen, Parallelisierungen/Synchronisation, Hierarchisierung und Partitionierung der Aktivitäten sowie Objektflüsse zwischen Aktivitäten
- Business Process Modeling Notation: BPMN-Diagramme sind UML-Aktivitätsdiagrammen ähnlich, bieten jedoch Swimlanes, Beginn- und Ende-Ereignisse, Aktivitäten, Sequenzen, bedingte und parallele Verzweigungen sowie Informationsobjekte
Modellierung von Objektsystemen und Datenstrukturen
Bei objektorientierten Paradigmen möchte man Objekte modellieren, welche in Beziehung stehen und Nachrichten austauschen.
Entity-Relationship-Modelle
ER-Modelle bilden Objekte (Entitäten) ab, welche miteinander in vielfältiger Beziehung (Relationships) stehen. Die Entitäten werden mit Eigenschaften (Attributen) versehen. Eine eindeutige Beschreibung einer Entität wird als Schlüsselattribut bezeichnet. Entitäten mit vergleichbaren Eigenschaften werden zu Entitätsklassen/-typen zusammengefasst. Entitäten gehen untereinander eine Beziehung ein. Auch hier gibt es konkrete Beziehungen oder Beziehungsklassen. Die Kardinalität bezeichnet wie viele Entitäten an einer Beziehung beteiligt sein können.
Unified Modeling Language
Aus vielen Methoden zur Modellierung von Objektsystemen hat sich UML als Standard etabliert. Diese besteht aus mehreren grafischen Notationen zur Beschreibung verschiedener Aspekte eines Objektsystems. Die wichtigen Diagrammtypen sind:
- UML-Klassendiagramm: statische Beschreibung von Systemen von Objekten
- UML-Anwendungsfalldiagramm (Use-Case-Diagramm): Beschreibung von Nutzungssituationen und aus Sicht der User und aus Blickwinkel der Aufgaben
- UML-Aktivitätsdiagramm: beschreibt das Verhalten eines Systems durch Darstellung der Folgen von logisch zusammen gehöriger Aktivitäten
- UML-Sequenzdiagramm: entlang einer Zeitachse werden komplexe Folgen von Interaktionen zwischen mehreren Objekten dargestellt
- UML-Zustandsdiagramm: beschreibt Zustände und Zustandsübergänge eines Objektes während seiner Laufzeit
- UML-Interaktionsübersichtsdiagramm: ist eine Kombination aus Sequenz- und Aktivitätsdiagramm
- UML-Kommunikationsdiagramm: zur Beschreibung von Nachrichtenflüsse zwischen Objekten
- UML-Zeitverlaufsdiagramm: entlang einer Zeitachse werden Zusammenhänge zwischen Nachrichten und Zustandsübergänge beschrieben
Modellierung von Informationssystemen
Die bisher erwähnten Modellierungen waren zur Abbildung von Teilaspekten von Informationssystemen geeignet. Weitere Modellierungsansätze können für eine integrierte Sicht auf Informationssysteme bzw. auf Unternehmen herangezogen werden. In diesem Zusammenhang werden die Begriffe der Unternehmens- und der Organisationsmodellierung mit gleicher Bedeutung herangezogen. Zwei Ansätze möchten wir hier noch mit anführen.
Unternehmensmodellierung: Drei-Ebenen-Metamodell
Das 3LGM2 ist ein Metamodell zur statischen Beschreibung von Informationssystemen auf drei Ebenen. Die fachliche Ebene beschreibt die Unternehmensaufgaben, welche vom Informationssystem unterstützt werden und die von ihnen interpretierten/bearbeiteten Informationsobjekte in Form von Objekttypen. Die logische Werkzeugebene dient zur Beschreibung die Informationssysteme und deren Kommunikationsverbindung, welche zur Erfüllung von Aufgaben eingesetzt werden. Die physische Werkzeugebene beschreibt die zur Realisierung der Anwendungssysteme genutzten physischen Datenverarbeitungssysteme und deren Datenübertragungsverbindungen.
Unternehmensmodellierung: Architektur Integrierter Informationssysteme
ARIS dient zur Darstellung der betriebswirtschaftlichen Struktur eines Unternehmens und der jeweils eingesetzten Anwendungssysteme. Für diesen Ansatz werden unterschiedliche Modellierungsmethoden kombiniert. Das sogenannte ARIS-Haus symbolisiert die vier Standbeine der Unternehmensmodellierung: Organisations-, Daten-, Funktions- und Steuerungssicht. Des Weiteren kann auch die Leistungssicht berücksichtigt werden. Jede der vier Sichten umfasst drei Ebenen: das Fachkonzept, das Datenverarbeitungskonzept und die Implementierungsebene.
Quelle:
Ammenwerth E. et al. (2015). IT-Projektmanagement im Gesundheitswesen (2. Auflage). Schattauer Verlag. Stuttgart