Pflege „diktiert“

von Viktoria Redl

Pflege “diktiert”

Die Überlastung und der Personalmangel bei den Pflegekräften ist ein weit verbreitetes Problem in den Gesundheitseinrichtungen. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen. Unter anderem leidet die qualitative Versorgung der PatientInnen und es besteht ein höheres Fehlerrisiko. Die erhöhte Arbeitsbelastung führt zu dauerhaftem Distress und zu einer höheren Personalfluktuation. Hinzu kommen Rekrutierungsschwierigkeiten, um die Stellen und Kompetenzen ausreichend nachzubesetzen.

 

Mögliche Maßnahmen

Um die dauerhaft erhöhte Belastung der Pflegepersonen zu reduzieren und die Qualität der  PatientInnenversorgung zu verbessern, müssen verschiedene Maßnahmen gesetzt werden.

Dazu zählen die Erweiterung der Personalstellen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, um neue MitarbeiterInnen gewinnen zu können. Die Förderung von Selbstfürsorge und präventive Maßnahmen gegen Burnout wären nicht zu unterschätzen. Aber auch der Einsatz von Technologien kann zur Effizienzsteigerung führen. Dies zeigen mittlerweile mehrere Projekte. Unter anderem auch die Barmherzigen Brüder in Graz, mit ihrem Projekt „Spracherkennung in der Pflege“.

 

Pilotprojekt „Spracherkennung in der Pflege“

Es ist wichtig, dass Digitalisierungsmaßnahmen und neue Technologien nicht als zusätzliche Belastung für Pflegepersonen angesehen werden. Unterstützende Technologien wie die KI-basierte Spracherkennung zur medizinischen Dokumentation können zur Entlastung beitragen. Die Spracherkennung erleichtert zeitintensive Dokumentationsaufgaben und kann sowohl im Krankenhausinformationssystem (KIS) als auch darüber hinaus eingesetzt werden. Daneben sparen Sprachbefehle und -steuerung bei Routineaufgaben wertvolle Zeit.

Im Rahmen des Pilotprojektes wurde bewusst der Fokus auf die Dokumentation des Pflegeberichts gelegt, da dies bei den Befragten als sehr zeitintensiv empfunden wurde.

Der Testzeitraum zog sich von Mitte März 2023 bis Anfang Mai 2023. Die Dokumentation erfolgte im Dokumentationssystem der Firma Care Solutions GmbH, welche mit Nuance einen großen Partner im Bereich der KI-basierten Spracherkennung gewinnen konnte.

Die inkludierten Personen waren drei Pflegepersonen mit unterschiedlichen technischen Kenntnissen und Muttersprachen auf einer Station. Ebenfalls war eine Person aus der Pflegeentwicklung sowie die Stationsleitung involviert.

Die Messbereiche wurden in drei Phasen unterteilt, wobei in der ersten Phase nur die Tastatureingaben dieser drei Personen gemessen wurden. In der zweiten Phase wurden zusätzlich zu den Tastatureingaben auch einzelne Berichteinträge mittels Spracherkennung diktiert. Zum Ende des Projekts gab es nochmals acht Tage in denen Messungen durchgeführt wurden.  Um valide Daten zu erhalten, wurden natürlich beide Methoden gemessen. Folgende Kennzahlen wurden für dieses Projekt definiert: Zeichen pro Minute, Erkennungsrate, Anwendbarkeit und Akzeptanz.

 

Ergebnisse

Die folgende Grafik zeigt den Vergleich der Eingabemethoden. Es ist deutlich zu sehen, dass durch die Spracheingabe und automatisiertes Niederschreiben des gesprochenen Textes mehr Zeichen pro Minute verfasst werden können.

Unterschiede waren natürlich bei der Länge des Textes sowie der Schreibfertigkeiten (10-Finger-System) der Personen zu erkennen.

Vergleichsdarstellung der Eingabemethoden; zur Verfügung gestellt von M. Stangl, ITBM, BHBÖ

 

Die Befragung von fünf Pflegepersonen ergab auch eine gute Bewertung bzgl. Design, Anwendbarkeit und Qualität der Ergebnisse.

Ausschnitt Bewertung aus Fragebogen; zur Verfügung gestellt von M. Stangl, ITBM, BHBÖ

 

Die weitere Abbildung zeigt durch die Effizienzsteigerung bei einer KI-basierten Spracheingabe eine Zeitersparnis von 20 Stunden pro Monat für drei Pflegepersonen bei durchschnittlich 13 Diensten. Hochgerechnet auf eine gesamte Einrichtung sind die Zeitersparnisse enorm.

Ersparnisse durch Spracherkennung; zur Verfügung gestellt von M. Stangl, ITBM BHBÖ

 

Ausblick

Die Erfahrungen dieses Projektes, viele weitere Studien und Gespräche mit Pflegepersonen zeigen immer wieder auf, dass diese Technologie unbedingt wahrgenommen und zur Unterstützung in den Einrichtungen eingesetzt werden muss. Dies ist nicht nur als Trend abzuzeichnen, sondern als wertvolle Innovation in der Welt der Pflege 4.0. Ein kleiner Schritt zur Implementierung einer KI-basierten Sprachdokumentation in der Pflege kann enormen Einfluss auf Effizienz und Qualität der Dokumentation erzielen.

 

 

 

 

 

 

 

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