Pflegeassessments II

von Viktoria Redl

Pflegeassessments II

Im medizinischen sowie pflegerischen Alltag gibt es ein großes Spektrum an Assessments und Messskalen. Diese Instrumente unterstützen die Betreuenden den Ausgangszustand zu erheben, bei der fortlaufenden Überwachung und beim Ableiten spezifischer Interventionen. Sie dienen als mögliche Prognose und gleichzeitiger Dokumentation.

 

Definition und Nutzen von Pflegeassessments

Reuschenbach und Mahler (2020) hielten folgende Definition fest: „Pflegeassessment bezeichnet jegliche Form der deliberativen und intentionalen Einschätzung pflegerischer Phänomene und Konzepte. Hierzu zählt auch die Nutzung strukturierter Einschätzungs-, Beobachtungs- und Abklärungsinstrumente (Fragebögen, Skalen, Tests, Interview-Leitfäden). Diese werden als Pflegeassessmentinstrumente oder Pflegeassessmentverfahren bezeichnet und stellen eine Konkretisierung des Pflegeassessments dar.“

Gründe für den Einsatz von Assessmentinstrumenten:

  • unterstützen die klinische Entscheidungsfindung,
  • ermöglichen einen effektiven und effizienten Einsatz von Ressourcen,
  • Grundlage für Pflegestandards,
  • Lenken die Aufmerksamkeit,
  • Nachweis für pflegerische Handlungsgrundlagen,
  • Leistungsermittlung der Pflege,
  • didaktisches Mittel im Bereich der Aufmerksamkeitsfokussierung.

 

Definition und Eigenschaften von Skalen

Eine Skala besteht lt. Gupta (2012) aus einer Reihe von Fragen, Bewertungen oder Elementen, die zur Messung eines Konzepts dienen. Im Anschluss der Einschätzung und Messung folgen statistische Berechnungen. Skalen liefern numerische Werte, welche zur Darstellung von Mengen, Qualitäten oder Kategorien dienen. Die Messung soll daher explizit und eindeutig sein und zur Unterstützung von Konzepten beitragen.

Instrumente können im Rahmen des Pflegeprozesses in drei Bereiche gegliedert werden: Instrumente zur Ersteinschätzung, Evaluationsinstrumente sowie Instrumente zur Feststellung des pflegerischen Outcomes.

Die Skalen unterstützen aufgrund der gesammelten quantitativen Informationen die Pflegeforschung, sowie die klinische und epidemiologische Forschung. Ebenfalls dienen sie zur Kommunikation im multidisziplinären Versorgungsteam. Sie helfen bei der Einschätzung von klinischen Zuständen wie auch beim Screening von Erkrankungen. Die Erkenntnisse, welche mit den Skalen erworben werden, helfen bei der Versorgungsplanung während des stationären Aufenthaltes sowie bei der Versorgung zu Hause.

Folgende Eigenschaften sind für Skalen wichtig:

  • Reliabilität: Fähigkeit, bei wiederholten Messungen zum selben Ergebnis zu kommen.
  • Validität: zeigt, ob die gewählte Messgröße den beabsichtigten Zweck erfüllt.
  • Veränderungssensitivität: Fähigkeit, vor allem klinisch bedeutsame Veränderungen zu entdecken.
  • Sensitivität und Spezifität: vor allem bei einem Screening, sollen Personen in die richtige Kategorie eingeordnet werden; Sensitivität ist ein Zeichen, wie gut betroffene Personen bei einem Test identifiziert werden, welche tatsächlich dieser Zustand oder Krankheit vorliegt; Spezifität ist ein Zeichen, wie gut betroffene Personen bei einem Test identifiziert werden, bei denen dieser Zustand oder Krankheit nicht vorliegt.

 

Anwendungsfelder von Skalen

Anwendungsfelder von Assessment-Skalen können unter anderem folgende Funktionsbereiche abdecken: körperliche und geistige Gesundheit, Aktivitäten des täglichen Lebens, Lebensqualität und mögliche vorhandene Ressourcen. Zusätzlich kann unterschieden werden, ob die Skalen vom Betroffenen selbst oder von einer interviewenden Person ausgefüllt werden. Aufgrund der hohen Vielfalt an verfügbaren Skalen stehen die Pflegefachpersonen oft vor der Frage, welche Skala im individuellen Fall anzuwenden ist. In vielen Fachbereichen werden auch mehrdimensionale Instrumente verwendet. Mit Hilfe dieser Skalen können körperliche und geistige Gesundheit, Funktionsfähigkeiten und Sozialstatus mittels einem Summen-Score erhoben werden. Es ist wichtig, das passende Instrument auszuwählen und dieses auch korrekt anzuwenden wie auch zu interpretieren.

 

Integration der Fokusassessments in digitaler Pflegedokumentation

Auch in der digitalen Pflegedokumentation NCaSol der Firma Care Solutions wurde bereits eine Vielzahl an Fokusassessments und Skalen eingebunden. Mit unserem Formulardesigner können wir jegliche Kundenanforderungen zu diesen Erhebungen digitalisieren und per Konfiguration mit dahinterliegenden Funktionen ergänzen. Selbstverständlich wird auch auf notwendige Freigaben der AutorInnen für die Integration in einem digitalen System geachtet.

Im folgenden Screenshot ist ein Auszug möglicher Skalen zu sehen. Per Konfiguration können Risiken mit farblichen Hinweisen hinterlegt sowie wichtige Informationen und ein grafischer Verlauf  für den raschen Überblick angezeigt werden. Wird eine Erhebung selektiert, kann diese auf der rechten Seite angesehen werden, ohne das jeweilige Protokoll öffnen zu müssen.

Skalencontainer, NCaSol, Care Solutions

 

 

 

Quelle:

Gupta, A. (2012) Assessmentinstrumente für alte Menschen. Pflege- und Versorgungsbedarf systematisch einschätzen. Hans Huber: Bern

Reuschenbach, B., Mahler, C. (2020) Pflegebezogene Assessmentinstrumente. Internationales Handbuch für Pflegeforschung und –praxis. 2., unveränderte Auflage. Hogrefe Verlag: Bern

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