Pflegequalitätserhebung 2022

von Viktoria Redl

Pflegequalitätserhebung 2022 – aus Sicht der Pflegeinformatik

 

Pflegequalität ist ein zentrales Thema in der Gesundheitsversorgung. Alle MitarbeiterInnen in Gesundheitseinrichtungen tragen die Verantwortung für qualitativ hochwertige Pflege und somit für die Sicherheit der PatientInnen und PflegeheimbewohnerInnen. PflegeinformatikerInnen tragen dabei eine wichtige Rolle, indem sie technologische Lösungen entwickeln und implementieren, welche die Sicherheit und Effektivität der Pflegeprozesse gewährleisten.

Die Pflegequalitätserhebung 2.0 wird jährlich durchgeführt und ist ein zuverlässiges Instrument, um Pflegeindikatoren in einer frühen Phase zu identifizieren. Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung aus den Ergebnissen von 2022.

 

Ziel und Zweck von Pflegequalitätserhebungen

Ziel der Pflegequalitätserhebung ist es, datenbasierte Einblicke in häufige Pflegeprobleme wie Dekubitus, Mangelernährung, Inkontinenz, Sturz, freiheitsentziehende Maßnahmen und Schmerz zu gewinnen. Diese Probleme können die Genesung behindern und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dessen Daten sollen genutzt werden, um Informationssysteme und Entscheidungsunterstützungstools zu entwickeln, welche die Qualität der Pflege verbessern und die Arbeitsbelastung der Pflegekräfte reduzieren.

 

Vorgehen und Datenerhebungen

Die Pflegequalitätserhebung 2.0 fand vom 09.-11. November 2022 statt und umfasste mehrere Gesundheitseinrichtungen. Die Erhebung beinhaltete physische Untersuchungen und umfassende Befragungen der PatientInnen. Die Daten wurden systematisch erfasst und analysiert, um relevante Pflegeindikatoren zu identifizieren und zu bewerten. Pflegeinformatik stellt sicher, dass die Erfassung, Verarbeitung und Analyse der Daten ermöglicht wird.

 

Pflegeindikatoren

Dekubitus

Dieser Bereich umfasst die Angaben über Dekubitusrisiko, welches mittels Bradenskala und klinischer Einschätzung erhoben wurden. Ebenso die Prävalenz sowie präventive Maßnahmen und Angaben von Hilfsmitteln. Dekubitus ist eine häufige Komplikation bei immobilisierten PatientInnen. PflegeinformatikerInnen implementieren Risikoerfassungssysteme und Präventionsprogramme, um die Prävalenz und das Risiko von Dekubitus zu reduzieren. Datenanalysesysteme können Trends und Muster erkennen, welche zur Entwicklung präventiver Maßnahmen beitragen.

Inkontinenz

Die Erhebung untersuchte die Prävalenz von verschiedenen Formen der Inkontinenz und Inkontinenz-assoziierter Dermatitis (IAD). Maßnahmen zur Urininkontinenzversorgung und wurden ebenfalls bewertet. Digitale Dokumentationssysteme und spezifische Module zur Erfassung von Inkontinenz-Daten können die Prävalenz und das Management von Inkontinenz und IAD monitoren und verbessern.

Mangelernährung

Die Erhebung identifizierte das Risiko und die Prävalenz von Mangelernährung. Multidisziplinäre Ernährungsteams und regelmäßige Audits wurden als wichtige Qualitätsindikatoren hervorgehoben. Die Nutzung von Entscheidungsunterstützungssystemen kann helfen, RisikopatientInnen frühzeitig zu identifizieren und gezielte Ernährungsinterventionen durchzuführen. PflegeinformatikerInnen implementieren geeignete Assessments und Protokolle, um eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Ernährungspläne zu gewährleisten.

Sturz

Die Erhebung erfasste Sturzereignisse, deren Häufigkeit, Umstände und Folgen. Präventionsmaßnahmen und sturzbedingte Verletzungen wurden detailliert beschrieben. Durch den Einsatz von Monitoring-Technologien und Datenanalysen können Sturzereignisse und deren Ursachen erfasst und analysiert werden. Dies erleichtert die Entwicklung und Implementierung effektiver Präventionsstrategien und Schulungsprogramme für Pflegepersonen.

Freiheitsentziehende Maßnahmen

Diese umfassen Maßnahmen, welche die Bewegungsfreiheit und Menschenrechte einschränken, wie beispielsweise mechanische Fixierungen und medikamentöse Beruhigung. Die Erhebung untersuchte die Inzidenz und die Art dieser Maßnahmen. Digitale Informationssysteme können dazu beitragen, die Inzidenz und Art freiheitsentziehender Maßnahmen zu dokumentieren und deren Notwendigkeit evaluieren zu können. Dadurch kann der Einsatz alternative Maßnahmen gefördert werden und unterstützt ethische Entscheidungsprozesse.

Schmerz

Der Indikator behandelt Prävalenz, Intensität und Maßnahmen bei Schmerzen von PatientInnen. Pflegeinformatik spielt eine Schlüsselrolle im Schmerzmanagement, indem die Erfassung und Analyse von Daten ermöglicht und gezielte Maßnahmen unterstützt werden können. Elektronische Schmerzprotokolle und Entscheidungsunterstützungssysteme können die Qualität der Schmerzerfassung und –bewältigung maßgeblich beeinflussen.

Ergebnisse und Schlussfolgerungen

Die Pflegequalitätserhebung zeigte, dass eine systematische Erfassung und Bewertung von Pflegeindikatoren durch technologische Lösungen entscheidend ist, um die Pflegequalität zu verbessern. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit regelmäßiger Schulungen, multidisziplinärer Teams und standardisierter Prozesse, um die genannten Pflegeprobleme zu minimieren. Die Erhebung hebt auch die Herausforderungen hervor, die durch den Mangel an Pflegepersonal und Ressourcen entstehen und betont die Bedeutung des Engagements und der Motivation der Pflegekräfte. Digitale Informationssysteme und PflegeinformatikerInnen können hier zum Teil unterstützen und den Herausforderungen entgegenwirken:

  • Optimierung der Schulungssysteme: Entwicklung und Implementierung von E-Learning-Plattformen zur kontinuierlichen Fortbildung des Pflegepersonals.
  • Multidisziplinäre Zusammenarbeit fördern: Integration von Kommunikations- und Kooperationsplattformen, um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen zu verbessern.
  • Standardisierung: Implementierung von standardisierten Protokollen und automatisierten Workflows im Dokumentationssystem können Pflegefehler minimieren und die Sicherheit der PatientInnen erhöhen.

 

Quelle: Pflegequalitätserhebung 2.0

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