Postoperative Kontrollen in der digitalen Dokumentation
Die Dokumentation der postoperativen Nachblutungskontrollen nach Übernahme aus dem Operationsraum bei HNO-Eingriffen ist im St. Anna Kinderspital (Wien) ein obligatorischer und essentieller Teil der pflegerischen Nachsorge.
Im Rahmen der Digitalisierung der HNO-Station und des angebundenen Aufwachraumes wurde das bis dato verwendete Formular in Papierform durch eine individuelle Implementierung in der digitalen medizinischen Dokumentation MedCaSol der Firma Care Solutions abgelöst.
Use Case
In der Vergangenheit wurde zu jeder/m Patient*in ein Bewertungsformular durch die betreuende Pflegeperson ausgefüllt. Hierbei wurden insgesamt 10 Zeitpunkte, zwei davon optional für ausgewählte HNO-Eingriffe, in Form von Intervallen vorgegeben. Zu jeder händisch eingetragenen (Durchführungs-)Uhrzeit konnte der Blutungsstatus sowie relevante Anmerkungen erfasst werden. Mittels Handzeichen galt die Kontrolle als erledigt.
Um einen Überblick über den aktuellen Status betreuter Patient*innen und ausstehende Kontrollen zu erhalten, wurden die Papierformulare bislang auf Ablagen nebeneinander platziert und laufend von den verantwortlichen Pflegepersonen überwacht.
Digitale Lösung
Die elektronische Abbildung besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen, dem fortlaufend ausfüllbaren Formular und der Patient*innen-übergreifenden Statusübersicht. Beides wird in der Oberfläche direkt gegenübergestellt, um einen schnellen Patient*innen- bzw. Formularwechsel zu ermöglichen.
Da zu einem Aufenthalt klarerweise auch mehrere Eingriffe und folglich mehrere Nachblutungskontrollen nötig sein können, wird ergänzend eine Übersicht aller zur/m Patient*in erfassten Formulare ausgegeben.
Elektronisches Formular
Die Abbildung des Evaluierungsbogens erfolgt über einen Formulardesigner, der es ermöglicht das für die Benutzer*innen gewohnte Format ident nachzubilden. In Folge kann die Dokumentation nahtlos fortgeführt werden, ohne sich zunächst auf ein geändertes Layout gewöhnen zu müssen. So kann zugleich die Akzeptanz erhöht und das Risiko einer fehlerhaften Dokumentation, insbesondere in Phasen mit hohem Stresspegel, vermindert werden.
Nach Auswahl der/s Patient*in in der Übersicht, wird über den Button „Kontrolle erfassen“ ein leeres Formular erstellt oder ein bereits begonnener Evaluierungsbogen fortgeführt.
Das Formular wird grundsätzlich zum Aufenthalt, wenn nötig auch mehrfach, angelegt.
Zu Beginn kann die Pflegediagnose „akuter Schmerz“ vermerkt und so auf die entsprechende SOP verwiesen werden. Der Zeitpunkt der Ersterfassung wird sowohl im Formular als auch in der Übersicht in der Spalte „Start“ ausgegeben und dient als Referenz.
Mit Eingabe des ersten Kontrollzeitpunktes werden alle nachfolgenden Zeitpunkte, unter Berücksichtigung der lt. SOP vorgegebenen Intervalle, automatisiert berechnet und der/m Anwender*in als Uhrzeit vorgegeben. Ergänzend werden darunter die absoluten, postoperativen Zeitabstände als Hinweis angeführt.
Nach Auswahl des vorliegenden „Status“ kann die Lokalisation(en) mittels Mehrfachselektion angegeben werden. Unter „Anmerkungen“ kann die/der Anwender*in deskriptive Angaben zum aktuellen Zustand der/s Patient*in als Freitext machen. Mit Anhaken von „durchgeführt“ wird der angemeldete Benutzername als Erfasser vermerkt.
PatientInnenübergreifende Übersicht
Als Basis für die Übersicht dient die Stationsliste, reduziert auf die bauliche Struktur sowie Vor- und Nachnamen der Patient*innen. Die referenzierte Stationsbelegung kann über den Button „Stationssicht“ auf andere Bereiche geändert werden. Die weiteren Spalten visualisieren den Ersterfassungszeitpunkt und die Kontrollzeitpunkte in absoluten Intervallen seit der Übernahme aus dem Operationsraum.
Wird ein Kontrollzeitpunkt als „durchgeführt“ bestätigt, erscheint in der Übersicht das zum entsprechenden Intervall und Patient*in gehörende Feld grün. Folglich können die bereits durchgeführten Nachblutungskontrollen in Echtzeit nachvollzogen und der Status aller betrachteten Patient*innen überwacht werden.
Praktischer Nutzen
Die Implementierung ist darauf ausgelegt, entkoppelt vom üblichen Stationsmonitor genutzt und von jedem beliebigen Ort innerhalb von MedCaSol als Modul separat aufgerufen zu werden. So bleibt die Performance der übrigen Einrichtung unbeeinflusst.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Lösung ist, wie generell in der Digitalisierung, die Ortsunabhängigkeit und Gleichzeitigkeit der Erfassung. Die Lesbarkeit und Nachvollziehbarkeit ist stets gegeben. Der Wegfall von Drucksorten und dem nachfolgenden Scannen von Dokumenten schont zudem Zeit- und Materialressourcen. Ein kleiner Aspekt der Dokumentation, aber ein weiterer Schritt hin zur digitalen Patientenakte.