Fertigkeiten (Skills) und Tätigkeiten der PflegeinformatikerInnen
Der digitale Wandel und die zunehmende Technisierung in den Krankenhäusern schreitet voran und stellt die Einrichtungen immer wieder vor neue Herausforderungen.
Unterschiedliche Dokumentationssysteme, Monitore zur Vitalparametererfassung, Medikationssysteme, Robotik und Gadgets, Auswertungstools sowie vieles mehr begleiten mittlerweile tagtäglich die Pflegenden.
In vielen Einrichtungen werden Key-User definiert oder sogar Stabsstellen zur Pflegeinformatik eingerichtet. Pflegeinformatik an sich wird als eine Disziplin verstanden, welche die Pflegewissenschaft, Informatik und Informationswissenschaft vereint. Es ist eine Spezialisierung der Pflege, da Daten, Informationen und Wissen aus der Pflege erfasst, verarbeitet, gespeichert und weitergeleitet werden [1].
Die Personen aus der Pflegeinformatik beschäftigen sich zunehmend mit den Systemen und deren Handling, unter anderem schulen sie auch neue KollegInnen, definieren Erweiterungen, bearbeiten pflegewissenschaftliche Fragestellungen und begleiten IT-Projekte.
Auch ich habe so eine Funktion „nebenher“ ausgeführt. Ich habe Anfragen und Probleme von KollegInnen entgegengenommen, mich mit der Haus IT auf Fehlersuche begeben und – das spannendste – versucht die Prozesse unserer Fachabteilung digital abzubilden und dadurch die Abläufe zu optimieren aber auch durch neue Entwicklungen die Dokumentationsqualität zu steigern.
Das Informationsmanagement muss von uns als Gesamtes gesehen werden: Planung, Steuerung und Überwachung des Systems. Je besser die Systeme an die jeweilige Einrichtung und deren Abläufe angepasst sind, umso mehr können sie die PatientInnenversorgung, das Management, die Qualitätssicherung und die Pflegeforschung unterstützen [2]. Für PflegeinformatikerInnen ist es aber auch wichtig, dass der Softwareentwicklungsprozess bekannt ist und die Anforderungen aus der Praxis spezifiziert werden können.
Es liegt daher eine große Verantwortung bei euch und daher ist es nur nachvollziehbar, dass für die PflegeinformatikerInnen auch gewisse Kompetenzen notwendig sind. Meist ist es „learning by doing“. Aber mittlerweile gibt es auch Universitätslehrgänge und Fortbildungen zu vielen Themenbereichen der Pflege- und Gesundheitsinformatik (wie beispielsweise den Universitätslehrgang „Health Information Management“ und den Zertifikationslehrgang „Informationsmanagement und eHealth in der Pflege“ an der UMIT in Hall in Tirol), welche für das komplexe Berufsbild der PflegeinformatikerInnen wichtige Skills lehren. Aber auch in den Gesundheits- und Krankenpflegeschulen steht die Pflegeinformatik bereits am Lehrplan.
2017 wurden aufgrund des zunehmenden Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien im Gesundheitswesen Kernkompetenzen (Skills) der PflegeinformatikerInnen definiert. Diese wurden von der AG „Informationsverarbeitung in der Pflege“ der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), die Österreichische Gesellschaft für Pflegeinformatik (ÖGPI) und die Schweizerische Interessensgruppe Pflegeinformatik (IGPI) innerhalb des Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) empfohlen.
Folgende fünf Kernkompetenzen wurden als die wichtigsten definiert:
- Pflegedokumentation
- Datenschutz und Datensicherheit
- Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement
- Prozessmanagement und
- Projektmanagement
Die gesamten Ergebnisse umfassen jedoch folgende [3]
24 Kernkompetenzbereiche in der Pflegeinformatik: |
Grundlagen der Pflegeinformatik |
Angewandte Informatik |
Projektmanagement |
Datenschutz und Datensicherheit |
Pflegedokumentation |
Information- und Kommunikationssysteme |
eHealth, Telematik, Telehealth |
Informationsmanagement in der Forschung |
Informationsmanagement in der Lehre, Aus- und Weiterbildung |
Entscheidungsunterstützung durch IT |
Bild- und Biosignalverarbeitung |
Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement |
Biostatistik/Statistik |
Ressourcenplanung und Logistik |
Assistierende Technologien |
Ethik und IT |
Grundlagen des Managements |
Strategisches Management und Leadership |
Change und Stakeholder Management |
IT Risikomanagement |
Finanzmanagement in der Pflegeinformatik |
Personalmanagement in der Pflegeinformatik |
Prozessmanagement |
Informations- und Wissensmanagement in der PatientInnenversorgung |
Bei Interesse könnt ihr im Paper [3] die Erklärungen und Ergebnisse natürlich noch genauer nachlesen.
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eine Rückmeldung auf diesen Blog mailt, oder unten auf eine dieser Fragen per Kommentar antwortet:
- Gibt es in eurer Einrichtung eine definierte Stabsstelle?
- Wie ergeht es euch in der Funktion als PflegeinformatikerIn?
- Welche Aufgaben fallen so bei euch an?
- Seid ihr für diese Tätigkeiten freigestellt oder nebenbei verantwortlich?
- Habt ihr bereits zusätzliche Fort- und Weiterbildungen zu diesen Themen absolviert bzw. besteht Interesse?
- Welche Themen der Kompetenzen würden euch für weitere Blogs dieser Kategorie interessieren?
Literaturangabe:
1: Hübner, U. (2004). Pflegeinformatik – Bestandsaufnahme und Perspektiven einer Spezialisierung innerhalb der Pflege. Pflege, 17(5), S. 339–349.
2: Ammenwerth, E. (2016). Pflegepersonen benötigen Kompetenz im Informationsmanagement – ein Plädoyer. Pflegewissenschaft, 7/8-2016, S. 3. Online unter https://www.umit-tirol.at/data.cfm?vpath=ma-wartbare-inhalte/ma-downloadfiles/ein-plaedoyer&download=yes
3: Hübner U, Egbert N, Hackl W, Lysser M, Schulte G, Thye J, Ammenwerth E. Welche Kernkompetenzen in Pflegeinformatik benötigen Angehörige von Pflegeberufen in den D-A-CH-Ländern? Eine Empfehlung der GMDS, der ÖGPI und der IGPI. GMS Med Inform Biom Epidemiol. 2017;13(1):Doc02. DOI: 10.3205/mibe000169, URN: urn:nbn:de:0183-mibe0001694 Online unter URL: http://www.egms.de/en/journals/mibe/2017-13/mibe000169.shtml
2 Kommentare
Zu allererst würde ich gerne mein Kompliment für diesen Blog aussprechen, da ich glaube, dass er einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung hin zur Etablierung der Pflegeinformatik darstellt.
Wie wir alle wissen herrscht in der Pflege ein eklatanter Ressourcenmangel. Aus Berichten von KommilitonInnen während meines Studiums (Health assisting Engineering am FH Campus Wien) wurde meiner Meinung nach deutlich, dass hier der Weitblick fehlt. Zwar wurde manchen von ihnen nach dem Studium angeboten sich in die Pflegeinformatik einzubringen, allerdings unter teils inakzeptablen Bedingung wie z.B. dies nebenher beziehungsweise in einem geringen zeitlichen Ausmaß (da war unter anderem von fünf Wochenstunden neben der „normalen“ Pflegetätigkeit die Rede) zu leisten. Hier wird, wie auch in anderen Teilbereichen der Pflege (Wundmanagement etc.) übersehen, dass es längerfristig zu einer Zeitersparnis kommen würde, wenn engagierten und interessierten KollegInnen auch der geeignete Rahmen ihr Wissen einzubringen, zur Verfügung gestellt werden würde. Dazu müssten allerdings auch vermehrt die zeitlichen Ressourcen geboten werden, um sich der Thematik ordentlich widmen zu können und nicht nur „so nebenbei“ die Verantwortlichkeit für solch wichtige Felder, wie das der Pflegeinformatik, zu übernehmen. Längerfristig gesehen würde das wahrscheinlich allen Beteiligten zu Gute kommen.
Hallo Daniela!
Vielen Dank für deinen Kommentar und auch für die lieben Worte.
Du hast Recht, Ressourcenmangel in der Pflege ist an vielen Ecken zu spüren.
Ich denke, dass die Etablierung von Stabsstellen in den Einrichtungen immer mehr im Kommen ist. Wichtig ist hierbei, dass der Praxisbezug und das „ernst genommene“ Bindeglied zwischen KollegInnen/User und der IT erhalten bleibt. Aber wie du schon sagst und wie man sich unter den beschriebenen Kernkompetenzen vorstellen kann, sind diese Tätigkeiten dzt schwer und in Zukunft kaum „nebenbei“ auszuführen, da die Agenden wachsen werden.
Ich denke aber, dass auch aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in den Einrichtungen ein Wandel bereits stattgefunden hat bzw. vielerorts angedacht ist.